HISTORIE
Die „Cöpenicker Strasse“ – so ihr historisch belegter Name – ist eine der ältesten Straßen Berlins und wurde bereits 1589 als Heeresweg in die Stadt Cöpenick angelegt. Im 17. Jahrhundert entwickelte sich das Gebiet entlang der Spree als Berliner Holzmarkt. In der Köpenicker Straße 40-41 war der „Kleine Königliche Holzmarkt“ angesiedelt, ursprünglich Teil des Magistratholzmarktes. Das Grundstück Nr. 40-41 entstand rund um die ehemalige Ziegelei. Durch die ideale Lage am Wasser als Transportweg entwickelte sich die Köpenicker Straße sich im Laufe der Jahrhunderte als Industriestraße.
BIMMEL-BOLLES EISPRODUKTION
1893 erwarb Carl Bolle das Grundstück Köpenicker Straße 40-41. Der Gründer der Meierei C. Bolle war in Berlin unter dem Spitznamen „Bimmel-Bolle“ bekannt dank seiner mit Handglocken bimmelnden Milchverkäufer auf den berühmten Bolle-Milchwagen. Drei Jahre später ließ er hier Kunsteis produzieren. Darüber hinaus ließ er ein Hoch-Kühlhaus für verderbliche Lebensmittel errichten – eines der ersten in ganz Europa.
Die Norddeutschen Eiswerke A.G. beauftragten 1910 den Architekten und Bauherrn Albert Biebendt mit der Errichtung einer zwei Höfe umschließenden Wohn- und Fabrikanlage. Zwischen 1913 und 1924 wurde die Anlage nach und nach modernisiert und mit drei Kühlhäusern und einem Kessel- und Maschinenhaus auf dem ufernahen Grundstück erweitert. Eine weitere Neuheit war 1914 die Installation der riesigen Eisgeneratoren und Kältemaschinen.
DAS ENDE DER EISPRODUKTION
Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bomben einen Teil des Wohngebäudes, das bereits zuvor Zeuge von viel Unheil war: Seit November 2016 erinnern vier Stolpersteine vor dem Haus Köpenicker Straße 40-41 an die Familie Baruch und geben ihr ein Gesicht. Sie lebte hier bis 1942. Die Eltern Richard und Gertrud wählten den Freitod, um der zu erwartenden Deportation durch die Nazis zu entgehen. Ihr Sohn Martin Moshe Baruch konnte bereits 1938 nach Palästina flüchten. Weitere Informationen: www.stolpersteine-berlin.de
Nach dem Krieg wurden die Eiswerke enteignet und ab 1. Januar 1952 als „VEB Kühlbetrieb Berlin, Werk II“ geführt. 1986 wurde der Betrieb der Norddeutschen Eiswerke AG eingestellt, da der Bedarf an Großkühlhäusern und Kunsteis schrittweise sank. Die Stangeneisproduktion im VEB Kühlbetrieb in der Köpenicker Straße wurde 1991 komplett eingestellt. 1992 wollten die verbliebenen Mitarbeiter den Betrieb selbst erwerben. Doch das Geschäft versprach keine Zukunft und die Kühlhäuser wurden 1995 geschlossen – nachdem sie 99 Jahre ununterbrochen in Betrieb waren.
In den nächsten 20 Jahren zerfielen die Gebäude auf dem Gelände, welches 2008 in zwei Grundstücke aufgeteilt wurde. Einige der Kühlhäuser wurden 2010 abgerissen, heute jedoch stehen die verbliebenen Gebäude unter Denkmalschutz. Trockland erwarb 2016 eines der beiden Grundstücke mit Wohnhaus und querstehendem ehemaligen Kühlhaus.
Die Geschichte des Grundstücks basiert auf den Recherchen von Peter Schwoch, für dessen Arbeit wir dankbar sind.